Status: | Beschluss |
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Beschluss durch: | Max Michalek, Zeliha Durmus, Jalda Rahimi, Carl-Emil Förster, Lian Belgardt, Leon Meyer |
Beschlossen am: | 02.11.2024 |
Kampagne zur Bürgerschaftswahl am 2. März 2025 - GRÜNE JUGEND Hamburg
Beschlusstext
Die GRÜNE JUGEND Hamburg steht vor der bedeutenden Aufgabe, bei der
Bürgerschaftswahl 2025 die Anliegen der jungen Generation in den Fokus zu
rücken. In Zeiten von Klimakrise, wachsender sozialer Ungleichheit und
herausfordernden wirtschaftlichen Bedingungen ist es unabdingbar, dass unsere
Stimmen gehört werden. Wir wollen uns den dringenden Herausforderungen der Stadt
stellen: dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum, dem Zustand der Jugendkultur und
den Ungerechtigkeiten im Bildungssystem. Die bevorstehende Wahl bietet uns die
Chance, diese Themen auf die politische Agenda zu setzen und konkrete,
umsetzbare Lösungen anzubieten.
Im Fokus unserer Kampagne stehen folgende drei Kernthemen
Mieten und Wohnen
Ob Schimmel an der Decke, eine defekte Tür oder eine verstopfte Regenrinne,
viele Menschen haben schon die Erfahrung gemacht, mit ihrem Vermieter kämpfen zu
müssen. Wohnen ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens, der zunehmend
außer Kontrolle gerät. Hohe Mieten, die langwierige Wohnungssuche oder die
Rücksichtslosigkeit von einigen Vermietern und Immobilienunternehmen sind
Themen, die besonders junge Menschen beschäftigen. Viele fragen sich, ob sie es
sich überhaupt noch leisten können, auszuziehen, was besonders in einer Stadt
wie Hamburg zu einer immensen Herausforderung wird.
Die Wohnsituation in Hamburg stellt insbesondere für junge Erwachsene,
Studierende und Berufseinsteiger*innen eine zunehmend prekäre Lage dar.
Angesichts nahezu unerschwinglicher Mietpreise in den innerstädtischen Vierteln
sind viele von ihnen nicht nur mit der Herausforderung ihrer eigenen prekären
Arbeitsverhältnisse konfrontiert, sondern nun auch mit dem aktuellen
Wohnungsmarkt – ein Wohnungsmarkt, auf dem junge Menschen nicht ohne die
Unterstützung anderer einen Ort zum Leben finden können. Diese Umstände führen
dazu, dass junge Menschen vermehrt gezwungen sind, in äußeren Stadtteilen oder
sogar außerhalb der Stadtgrenzen nach Wohnraum zu suchen. Dies hat zur Folge,
dass sie von wichtigen sozialen Netzwerken und städtischen Angeboten isoliert
werden und ihre Abhängigkeit vom oft unzureichenden öffentlichen Nahverkehr
steigt, was zusätzliche zeitliche und finanzielle Belastungen mit sich bringt.
Wohnen ist ein Grundrecht, das fast jeden Aspekt unseres Lebens bestimmt. Von
der Anbindung an unseren Job und Freizeitangebote bis zum Recht auf Privatsphäre
hängt vieles am Wohnen. Studierende und junge Berufstätige, die Hamburg als
einen Ort mit enormen Chancen betrachten, erleben Wohnraum als ein knappes und
teures Gut. Wohngemeinschaften werden für viele zur einzigen bezahlbaren Option,
doch auch hier steigen die Preise für Zimmer drastisch, was nicht nur die
finanzielle Sicherheit, sondern auch die Unabhängigkeit und das Gefühl von
Gemeinschaft bedroht, das für viele junge Menschen so wichtig ist.
Wir haben keine Kontrolle über unsere eigenen vier Wände. Wohnheime für
Auszubildende oder sozialen Wohnungsbau gibt es kaum. Schlechte Hausverwaltungen
kümmern sich nicht um unsere Anliegen – Probleme werden ignoriert, Reparaturen
verschleppt und Mieterbeschwerden abgetan. Immobilienkonzerne erzielen enorme
Umsätze, während wir den letzten Cent für ein WG-Zimmer ausgeben. Diese
Ungerechtigkeit darf nicht der Normalzustand werden.
Doch es gibt Hoffnung! Gemeinsam stellen wir uns der Profitlogik in der
Immobilienwirtschaft entgegen und fordern die Veränderung, die günstige Mieten
möglich macht. Hamburg muss sich das Ziel setzen, eine lebendige und inklusive
Stadt auch für die Jugend zu bleiben, in der bezahlbarer Wohnraum nicht das
Privileg einiger weniger, sondern das Recht aller ist. Gemeinsam können wir
Druck auf Politik und Konzerne ausüben, um bezahlbaren Wohnraum und
menschenwürdige Lebensbedingungen für alle zu erkämpfen.
Jugendkulturangebote
Private Swimmingpools statt erschwinglicher Freibäder nebenan, Golfplätze für
wenige statt gepflegte Sportplätze in ganz Hamburg oder exklusive Edelclubs
statt schöne Orte zum Feiern. Wann hast du das letzte mal mit deinen
Freund*innen gechillt, ohne dir etwas kaufen zu müssen? Während Krise über Krise
auf uns einprasselt, kann man kaum noch miteinander Zeit verbringen, ohne Geld
in die Hand zu nehmen. Dabei werden nicht nur die Freizeitangebote teurer,
sondern auch die Lebenshaltungskosten. Während einige eine renovierte
Altbauwohnung in Eppendorf haben, verschimmeln die Wohnungen in Steilshoop.
Während die einen hunderte Euros im Club für Champagner ausgeben, reicht bei den
anderen das Geld nicht einmal für den Wocheneinkauf.
Es kann nicht sein, dass wir uns für die Reichen dieser Stadt kaputtarbeiten, in
der Schule ausbrennen und dann in unserer kurzen Freizeit nicht mal Orte zum
Erholen haben. Hamburg ist als Stadt mit vielen Kulturangeboten bekannt, aber
diese muss man sich leisten können. Wir sind es, die den Reichtum und die Kultur
dieser Stadt erwirtschaften, aber wir profitieren kein Stück davon! Es
profitieren immer die gleichen Superreichen aus Hamburgs Nobelstadtteilen,
während unsere Familien an den Stadtrand verdrängt werden. In unseren
Stadtteilen gibt es kaum Aufenthaltsorte, gut ausgestattete Sportvereine oder
Einkaufsmöglichkeiten und die Hamburger Innenstadt wird immer ausschließender
und teurer. Aus Jenfeld oder Neugraben müssen wir ewig fahren, um Orte zu
erreichen, wo wir uns gerne aufhalten und hier dann noch tief in die Tasche
greifen.
Das geht so nicht weiter! Uns steht mehr zu. Denn unsere Freizeit darf nicht mit
dem eigenen Geldbeutel stehen und fallen. Die Schuldenbremse muss abgeschafft
werden, damit dieses lebenswerte Hamburg für alle bezahlt werden kann. Es ist
eine politische Entscheidung, ob die Stadt ihre Ausgaben in die Jugend gewollt
begrenzt oder ihr Geld für uns in Sportvereine und kostenlose Aufenthaltsorte
investiert.
Wir wollen nach der Schule in einem Café zusammen lernen können, ohne 4,90 Euro
für einen Cappuccino ausgeben zu müssen. Wir wollen uns am Wochenende zum Feiern
treffen können, ohne in der Bar einen Zehner für einen Cocktail liegenzulassen.
Wir wollen in einem schönen Park sitzen, mit Freunden Handball spielen,
entspannt Kaffee trinken oder am Wochenende in einem Club feiern gehen, und zwar
nicht nur in Barmbek, der Sternschanze oder in Ottensen, sondern in ganz
Hamburg!
Bildung
Was wirst du, Ärztin, Anwalt oder Architekt*in?
Andauernder Stress und ein Dauergefühl der Krise ist für viele Schüler*innen
Alltag. Der ständige Leistungsdruck belastet uns. Wir müssen auswendig lernen,
statt uns nach unseren Wünschen weiterbilden und entfalten zu können. Die
Entwicklung der eigenen Persönlichkeit bleibt dabei auf der Strecke. Und am Ende
sind wir mit Erwartungen unserer Familie und unseres Umfeldes konfrontiert,
denen wir nicht standhalten können. In einer Welt, in der alle von uns erwarten,
dass wir Ärzt*in, Anwält*in oder Architekt*in werden, fühlen wir uns verloren.
Statt individueller Förderung erleben wir nur psychische Belastung.
Wie in einer Massenproduktion werden wir abgefertigt, um auf den Arbeitsmarkt
gebracht zu werden. Jeden Tag fragen wir uns, wie uns die ganzen Formeln in
Mathe und die uralten Gedichte in Deutsch in unserem weiteren Leben helfen
sollen. Wie man Konflikte löst oder richtig kommuniziert, lernen wir hingegen
nicht. Dieses kaputte System fördert und stützt Ungerechtigkeiten und
benachteiligt die, die in unserer Gesellschaft ohnehin schon zurückgelassen
werden. Bereits nach der vierten Klasse werden wir nach Leistung eingeteilt, die
zu diesem Zeitpunkt meist einzig und allein vom Elternhaus und deren
finanzieller Situierung abhängt und trotzdem unser gesamtes Leben bestimmt.
Die Situierung des Elternhauses ist ein weiterer entscheidender Faktor, der
unsere Bildungschancen beeinflusst. Angebote wie Nachhilfe, Musikunterricht,
Sprachreisen oder Sportkurse, die uns nicht nur fördern, sondern auch unsere
Gesundheit stärken, können sich nicht alle leisten. Dadurch steht nicht allen
Kinder gleiche Förderung und damit verbundene Chancen auf Bildung und
persönliches Wachstum zur Verfügung. In Hamburg leben viele Kinder in Armut und
sind von diesen Ungerechtigkeiten besonders betroffen. Diese Kinder sind oft von
Beginn an in ihrer Bildungsbiografie benachteiligt.
Nach der Schule wird es nicht besser. Im Studium reicht das BAföG nicht einmal
für die Miete. Wir sind gezwungen, schlecht bezahlte Aushilfsjobs anzunehmen, um
über die Runden zu kommen. In der Ausbildung ist die Vergütung gering und wir
leiden unter den Arbeitsbedingungen, unter denen wir uns danach noch unser
ganzes Leben kaputt arbeiten sollen.
Doch Veränderung ist möglich! Wir können gemeinsam etwas bewegen, denn die
Schule kann ein Ort sein, an dem man gerne lernt! Gemeinsam können wir Bildung
schaffen frei von Druck und Leistungszwang ohne Kämpft mit euren
Klassenkamerad*innen und mit uns für ein Bildungssystem, das allen gleiche
Chancen bietet und niemanden zurücklässt. Lasst uns eine Schule schaffen, die
individuelle Stärken fördert, alle mitnimmt und Spaß macht!
Um diese dringenden Themen wirksam anzugehen, werden wir in unserer Kampagne
mehrere strategische Ansätze verfolgen. Die aktive Mobilisierung unserer
Mitglieder steht im Zentrum unserer Bemühungen. Wir planen, ab Mitte Januar 2025
regelmäßig Veranstaltungen zu organisieren, um unsere Kernanliegen in die
Öffentlichkeit zu tragen und den Dialog zu fördern. Wir wollen mit den Menschen
vor Ort ins Gespräch kommen. Wir möchten daher unteranderem den Haustürwahlkampf
dafür nutzen und in unsere Strategie einbinden, da direkte Gespräche die
Möglichkeit bieten, individuelle Anliegen aufzunehmen und unser Engagement zu
verdeutlichen. Durch gemeinsame Anstrengungen und mit der Unterstützung durch
Workshops und Trainings in den Kreisverbänden werden wir sicherstellen, dass
unsere Kampagne handlungsstark und durchschlagskräftig ist. Neben den
Kampagnenaktionen soll es in den Kreisverbänden auch weiterhin
Socialisingtreffen geben, die offen für Neumitglieder und Interessierte sind
sowie Raum zum Austausch und zur Relexion bieten.
Der Landesvorstand der Grünen Jugend Hamburg wird zudem beauftragt, ein
Kampagnenteam einzusetzen, dass die Planung und Umsetzung koordiniert. Das
Kampagnenteam entwickelt verschiedene Aktionsformate, die in den Wintermonaten
gut umsetzbar sind und stellt bei Bedarf die benötigte Materialien zur
Verfügung. Zusammen mit den Kreisverbänden arbeiten wir daran, dass unsere
Kampagne auf allen Ebenen präsent ist. Hamburg braucht eine gerechte und
nachhaltige Zukunft, und es liegt an uns, diese möglich zu machen. Lasst uns
gemeinsam für eine starke, hörbare junge Generation eintreten! Für eine
erfolgreiche Kampagne braucht es uns alle. Sei dabei!