Antrag: | Mentale Gesundheit und Neurodiversität muss Hauptthema werden! - Laut, für die, die es nicht sein können! |
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Antragsteller*in: | Landesvorstand (dort beschlossen am: 07.05.2025) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 07.05.2025, 21:41 |
Ä1 zu V6: Mentale Gesundheit und Neurodiversität muss Hauptthema werden! - Laut, für die, die es nicht sein können!
Antragstext
Die psychotherapeutische Versorgung ist in einem alarmierenden Zustand. Trotz steigender psychischer Belastungen in der Gesellschaft – befeuert durch gesellschaftliche Krisen bleibt der Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe insbesondere für Kinder, Jugendliche, queere Menschen, Menschen mit Behinderungen und mehrfach diskriminierte Personen viel zu oft ein unerfüllbares Versprechen.
Patient*innen warten oft monatelang auf ein Erstgespräch, geschweige denn auf einen Therapieplatz. Besonders dramatisch ist der Mangel an Diagnostikplätzen für ADHS, Autismus, oder Traumafolgestörungen, die Voraussetzung für eine kassenärztlich finanzierte Therapie sind. Ohne eine solche Diagnostik bleiben viele Betroffene im System hängen – ohne Hilfe, ohne Perspektive, oftmals mit sich verschlechternden Symptomen. Ein zentraler Grund für diese Misere ist die unzureichende Anzahl an Kassensitzen für Psychotherapeut*innen.
Für uns ist klar: das ist kein Zustand, die Wartezeiten auf eine Therapie müssen spürbar und nachhaltig verkürzt werden!
Besonders hart trifft diese strukturelle Unterversorgung Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Sie werden in unserer Gesellschaft nach wie vor viel zu oft übersehen oder unsichtbar gemacht. Dabei sind Zeichen der Sichtbarkeit – wie das „Hidden Disabilities“-Sonnenblumenband oder die Disability Pride Flag nach Ann Magill (2021) – wichtige Symbole für Anerkennung, Präsenz und Empowerment. Doch noch immer sind sie kaum bekannt oder werden nicht ernst genommen.
Auch innerhalb unseres Verbandes möchten wir diesen Themen mehr Raum geben. Mentale Gesundheit, Inklusion und der bewusste Umgang mit Ableismus sollen in Zukunft stärker in den Fokus unserer Arbeit rücken.
Konkret bedeutet das: Wir wollen unsere Bildungsarbeit nutzen, um uns als Verband in diesen Bereichen weiterzubilden und gemeinsam zu lernen. Gleichzeitig möchten wir in unserem Miteinander eine achtsamere und sensiblere Haltung fördern. Dazu gehört, unsere bestehende Awarenessarbeit zu evaluieren und – wo nötig – weiterzuentwickeln.
Eine mögliche Maßnahme ist der verstärkte Einsatz von Content Notes (Inhaltswarnungen), um auf sensible Themen aufmerksam zu machen, die für manche Menschen emotional belastend sein können. In diesem Zusammenhang möchten wir auch die Einführung eines Safewords prüfen, das in schwierigen Situationen Schutz und Rückzug ermöglicht. Außerdem kann die Verwendung des DGS-Applauses helfen, Reizüberflutungen vorzubeugen.
Unsere Vision ist es, einen Verband zu gestalten, in dem sich alle gesehen, gehört und sicher fühlen können – unabhängig von psychischer Verfassung oder Behinderung.