Antragsteller*in: | Bendix Grimm (KV Hamburg-Bergedorf) |
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Antragshistorie: | Version 2 |
V6: Mentale Gesundheit und Neurodiversität muss Hauptthema werden! - Laut, für die, die es nicht sein können!
Antragstext
Die psychotherapeutische Versorgung ist in einem alarmierenden Zustand. Trotz
steigender psychischer Belastungen in der Gesellschaft – befeuert durch
gesellschaftliche Krisen bleibt der Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe
insbesondere für Kinder, Jugendliche, queere Menschen, Menschen mit
Behinderungen und mehrfach diskriminierte Personen viel zu oft ein unerfüllbares
Versprechen.
Patient*innen warten oft monatelang auf ein Erstgespräch, geschweige denn auf
einen Therapieplatz. Besonders dramatisch ist der Mangel an Diagnostikplätzen
für ADHS, Autismus, oder Traumafolgestörungen, die Voraussetzung für eine
kassenärztlich finanzierte Therapie sind. Ohne eine solche Diagnostik bleiben
viele Betroffene im System hängen – ohne Hilfe, ohne Perspektive, oftmals mit
sich verschlechternden Symptomen. Ein zentraler Grund für diese Misere ist die
unzureichende Anzahl an Kassensitzen für Psychotherapeut*innen.
Für uns ist klar: das ist kein Zustand, die Wartezeiten auf eine Therapie müssen
spürbar und nachhaltig verkürzt werden!
Besonders hart trifft diese strukturelle Unterversorgung Menschen mit
Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Sie werden in unserer Gesellschaft
nach wie vor viel zu oft übersehen oder unsichtbar gemacht. Dabei sind Zeichen
der Sichtbarkeit – wie das „Hidden Disabilities“-Sonnenblumenband oder die
Disability Pride Flag nach Ann Magill (2021) – wichtige Symbole für Anerkennung,
Präsenz und Empowerment. Doch noch immer sind sie kaum bekannt oder werden nicht
ernst genommen.
Auch innerhalb unseres Verbandes möchten wir diesen Themen mehr Raum geben.
Mentale Gesundheit, Inklusion und der bewusste Umgang mit Ableismus sollen in
Zukunft stärker in den Fokus unserer Arbeit rücken.
Konkret bedeutet das: Wir wollen unsere Bildungsarbeit nutzen, um uns als
Verband in diesen Bereichen weiterzubilden und gemeinsam zu lernen. Gleichzeitig
möchten wir in unserem Miteinander eine achtsamere und sensiblere Haltung
fördern. Dazu gehört, unsere bestehende Awarenessarbeit zu evaluieren und – wo
nötig – weiterzuentwickeln.
Eine mögliche Maßnahme ist der verstärkte Einsatz von Content Notes
(Inhaltswarnungen), um auf sensible Themen aufmerksam zu machen, die für manche
Menschen emotional belastend sein können. In diesem Zusammenhang möchten wir
auch die Einführung eines Safewords prüfen, das in schwierigen Situationen
Schutz und Rückzug ermöglicht. Außerdem kann die Verwendung des DGS-Applauses
helfen, Reizüberflutungen vorzubeugen.
Unsere Vision ist es, einen Verband zu gestalten, in dem sich alle gesehen,
gehört und sicher fühlen können – unabhängig von psychischer Verfassung oder
Behinderung.
Begründung
erfolgt mündlich