Änderungen von V6 zu V6
Ursprüngliche Version: | V6 (Version 1) |
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Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 03.05.2025, 02:12 |
Neue Version: | V6 (Version 2) |
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Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 07.05.2025, 21:44 |
Titel
Antragstext
Von Zeile 1 bis 183:
Außerhalb der Grünen Jugend
Die psychotherapeutische Versorgung ist in einem alarmierenden Zustand. Trotz steigender psychischer Belastungen in der Gesellschaft – befeuert durch gesellschaftliche Krisen bleibt der Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe insbesondere für Kinder, Jugendliche, queere Menschen, Menschen mit Behinderungen und mehrfach diskriminierte Personen viel zu oft ein unerfüllbares Versprechen.
- Die Stadt Hamburg soll deutlich mehr Kassensitze für Psychotherapeut*innen schaffen, insbesondere für Kinder, Jugendliche, queere Menschen, Menschen mit Behinderungen und mehrfach diskriminierte Personen. Die Wartezeiten auf eine Therapie müssen spürbar verkürzt werden.
Patient*innen warten oft monatelang auf ein Erstgespräch, geschweige denn auf einen Therapieplatz. Besonders dramatisch ist der Mangel an Diagnostikplätzen für ADHS, Autismus, oder Traumafolgestörungen, die Voraussetzung für eine kassenärztlich finanzierte Therapie sind. Ohne eine solche Diagnostik bleiben viele Betroffene im System hängen – ohne Hilfe, ohne Perspektive, oftmals mit sich verschlechternden Symptomen. Ein zentraler Grund für diese Misere ist die unzureichende Anzahl an Kassensitzen für Psychotherapeut*innen.
- Die Zahl der verfügbaren Diagnostikplätze, etwa für ADHS, Autismus, oder Traumafolgestörungen, soll deutlich erhöht werden. Lange Wartezeiten auf eine Diagnostik verschärfen die Belastung und Risiken für Betroffene und verhindern rechtzeitige, lebensnotwendige Hilfe. Besonders betroffen sind einkommensarme Menschen und Personen mit komplexen Symptomlagen.
Für uns ist klar: das ist kein Zustand, die Wartezeiten auf eine Therapie müssen spürbar und nachhaltig verkürzt werden!
- In Kliniken darf nicht ausschließlich auf Verhaltenstherapie gesetzt werden. Es soll ein breiter Zugang zu unterschiedlichen Therapieformen wie Tiefenpsychologie, analytische Therapie und weiteren Ansätzen in allen Kliniken geschaffen werden. Jede Therapieart muss angepasst an die individuellen Symptomatik der Patient*innen sein.
Besonders hart trifft diese strukturelle Unterversorgung Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Sie werden in unserer Gesellschaft nach wie vor viel zu oft übersehen oder unsichtbar gemacht. Dabei sind Zeichen der Sichtbarkeit – wie das „Hidden Disabilities“-Sonnenblumenband oder die Disability Pride Flag nach Ann Magill (2021) – wichtige Symbole für Anerkennung, Präsenz und Empowerment. Doch noch immer sind sie kaum bekannt oder werden nicht ernst genommen.
- Es müssen mehr spezialisierte stationäre und teilstationäre Angebote für Menschen mit Traumafolgestörungen wie PTBS, komplexer PTBS sowie anderen schweren Erkrankungen geschafft werden. Diese Angebote müssen traumasensibel, diskriminierungsfrei und barrierearm gestaltet sein und unterschiedliche Therapieformen einbeziehen.
Auch innerhalb unseres Verbandes möchten wir diesen Themen mehr Raum geben. Mentale Gesundheit, Inklusion und der bewusste Umgang mit Ableismus sollen in Zukunft stärker in den Fokus unserer Arbeit rücken.
- In jedem Stadtteil sollen barrierearme und diskriminierungsfreie Beratungs- und Hilfsangebote eingerichtet werden. Diese sollen ohne ärztliche Überweisung oder bürokratische Hürden erreichbar sein – z. B. in Jugendzentren, queeren Treffpunkten oder an Schulen.
Konkret bedeutet das: Wir wollen unsere Bildungsarbeit nutzen, um uns als Verband in diesen Bereichen weiterzubilden und gemeinsam zu lernen. Gleichzeitig möchten wir in unserem Miteinander eine achtsamere und sensiblere Haltung fördern. Dazu gehört, unsere bestehende Awarenessarbeit zu evaluieren und – wo nötig – weiterzuentwickeln.
- Psychische Gesundheit muss verpflichtender Bestandteil des Unterrichts werden – inklusiv, diskriminierungssensibel und praxisnah. Lehrkräfte sollen fortgebildet werden, um Warnsignale früh zu erkennen und angemessen reagieren zu können.
Eine mögliche Maßnahme ist der verstärkte Einsatz von Content Notes (Inhaltswarnungen), um auf sensible Themen aufmerksam zu machen, die für manche Menschen emotional belastend sein können. In diesem Zusammenhang möchten wir auch die Einführung eines Safewords prüfen, das in schwierigen Situationen Schutz und Rückzug ermöglicht. Außerdem kann die Verwendung des DGS-Applauses helfen, Reizüberflutungen vorzubeugen.
- Die Stadt soll regelmäßig öffentliche Kampagnen zur Aufklärung über psychische Erkrankungen und Neurodiversität durchführen – mit Fokus auf Sichtbarkeit, Entstigmatisierung, Aufklärung und Akzeptanz.
Unsere Vision ist es, einen Verband zu gestalten, in dem sich alle gesehen, gehört und sicher fühlen können – unabhängig von psychischer Verfassung oder Behinderung.
- In Ämtern, besonders im Jobcenter, sollen psychosoziale Fachkräfte eingesetzt werden. Gespräche mit belasteten Menschen müssen sensibel geführt werden, mit Rückzugsoptionen und ohne Zwang.
- Die Stadt Hamburg soll das „Hidden Disabilities“-Sonnenblumenband offiziell als Signal für unsichtbare Behinderungen anerkennen und aktiv verbreiten. Es soll stadtweit in Behörden, im ÖPNV, Geschäften und im Gesundheitswesen bekannt gemacht und respektiert werden. Ziel ist ein sichtbares Zeichen für stärkere Rücksichtnahme, ohne dass Betroffene sich rechtfertigen müssen.
- Die Disability Pride Flag (Version Ann Magill, 2021) soll auf der Webseite der Grünen Jugend Hamburg eingebunden werden mit einer verständlicher Erklärung ihrer Bedeutung. Auch in der öffentlichen Präsenz, bei Demos und Veranstaltungen soll sie aktiv gezeigt werden, um Solidarität mit behinderten Menschen sichtbar zu machen und Ableismus offensiv entgegenzutreten.
- An Hochschulen und Ausbildungsstätten, besonders im Bereich der psychischen Gesundheit, müssen diskriminierende Aussagen gegenüber psychisch erkrankten Menschen konsequent unterbunden werden. Es darf nicht mehr passieren, dass Professorinnen oder Dozentinnen Aussagen treffen wie „Behandelt niemals Menschen mit Borderline, die manipulieren euch nur“. Solche Aussagen sind stigmatisierend, verletzend und unvereinbar mit einer wissenschaftlich fundierten und respektvollen Ausbildung. Hochschulen müssen zu diskriminierungsfreien Lernorten werden, durch klare Richtlinien, Fortbildungen und Beschwerdestrukturen.
- Das 1. Klasse-Zeichen für den Nah- und Fernverkehr soll auch für Menschen mit psychischen Einschränkungen wie Reizüberflutung, sozialer Angst, Panikstörung oder sensorischen Überforderungen verfügbar sein. Dieses Zeichen darf nicht nur Kriegsgeschädigten vorbehalten bleiben. Es ermöglicht Betroffenen, sich überhaupt mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
- Die Bewertung von Pflegebedürftigkeit bei psychischen Erkrankungen muss überarbeitet werden. Aktuell liegt der Fokus stark auf körperlichen Einschränkungen, wodurch viele psychisch schwer erkrankte Menschen durchs Raster fallen. Es braucht ein neues Begutachtungssystem, das z. B. chronische Erschöpfung, Panikstörungen, Dissoziation, Reizüberflutung, Suizidalität und Orientierungsprobleme angemessen berücksichtigt. Ziel ist ein gerechter Zugang zu Unterstützung und Entlastung für Betroffene und Angehörige.
- Menschen mit psychischen Erkrankungen dürfen bei kurzfristigem Nichterscheinen zu Therapieterminen nicht finanziell belastet werden. Gerade bei akuter Überforderung, Panik oder dissoziativen Zuständen sind solche Strafzahlungen unfair und stigmatisierend. Es braucht eine rechtliche Regelung, die diese Praxis verbietet und therapeutische Beziehungen nicht zusätzlich belastet.
- Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen im Rahmen des Bürgergeldes einen Sonderbedarf für therapeutische und unterstützende Maßnahmen erhalten. Dies schließt beispielsweise regelmäßige psychosoziale Betreuung, Hilfsmittel, Fahrkosten zu Therapie- und Beratungsstellen sowie andere notwendige Kosten ein, die aufgrund der psychischen Erkrankung entstehen. Dies ist notwendig um die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben überhaupt zu ermöglichen und nicht existentielle, finanzielle Probleme auftreten und zusätzlich für Belastung sorgen.
- Es braucht gezielte politische Maßnahmen zur Bekämpfung von Ableismus in der Gesellschaft, in der Politik und in den Institutionen. Die Stadt Hamburg muss mehr Aufklärung leisten und eine diskriminierungsfreie Haltung in allen öffentlichen Bereichen fördern. Öffentliche Stellen müssen Barrieren für Menschen mit Behinderungen abbauen, und institutionelle Diskriminierung muss konsequent verfolgt und sanktioniert werden. Sensibilisierungen und Anti-Ableismus-Schulungen sollen verpflichtend werden, um Vorurteile und unbewusste Diskriminierungen abzubauen.
- Die Stadt Hamburg soll Maßnahmen zur Bekämpfung von Adultismus ergreifen, um die Diskriminierung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu verhindern. Jugendliche müssen in allen gesellschaftlichen Bereichen, auch in der Politik, mehr Mitspracherechte erhalten. Es darf keine pauschale Herabsetzung ihrer Meinung und Lebensrealität mehr geben. Stattdessen müssen altersgerechte und respektvolle Teilhabeprozesse geschaffen werden, die die Selbstbestimmung und die Bedürfnisse von jungen Menschen ernst nehmen.
- Die Bereitstellung finanzieller Mittel für Kriseninterventionsstellen und Notfallpsychiatrien sollte erhöht werden, um eine schnelle, effektive Hilfe in akuten psychischen Krisen zu gewährleisten. Dies könnte auch erweiterte Hilfsangebote in Form von mobilen Krisenteams oder Notrufdiensten für Menschen mit psychischen Erkrankungen umfassen.
- Unternehmen und öffentliche Institutionen sollten gezielt dazu ermutigt werden, Arbeitsplätze zu schaffen, die den Bedürfnissen von Menschen mit psychischen Erkrankungen gerecht werden (z. B. flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten, reduzierte Arbeitsbelastung).
- Die Stadt Hamburg soll die Forschung zu psychischen Erkrankungen und Behinderungen verstärkt fördern. Dabei sollen neue Erkenntnisse zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten und der Lebensqualität von Betroffenen sowie zur Reduktion von Stigmatisierung und Diskriminierung gewonnen werden. Aufklärung und Bildungsangebote zu diesen Themen sollen ebenso ausgebaut werden, um eine langfristige Veränderung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu erreichen.
- Der bürokratische Aufwand beim Beantragen von Bürgergeld und anderen Sozialleistungen soll drastisch reduziert werden, insbesondere für psychisch erkrankte Menschen. Lange Antragsprozesse, mehrfaches Einreichen von Unterlagen und die ständige Notwendigkeit, die eigene Erkrankung detailliert zu erklären, stellen eine große Belastung dar. Es soll ein vereinfachtes Verfahren eingeführt werden, das den individuellen Bedürfnissen von psychisch erkrankten Menschen gerecht wird und ihre ohnehin schon schwierige Lebenssituation nicht noch zusätzlich erschwert.
- Alle Informationen über soziale Leistungen, Rechte und Unterstützungsangebote müssen barrierefrei zugänglich gemacht werden – sowohl digital als auch in Papierform. Dazu gehören leichte Sprache, Gebärdensprachdolmetscher, Übersetzungen in verschiedene Sprachen und angepasste Kommunikationskanäle für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
- Die Zugänge zu medizinischen und therapeutischen Angeboten müssen einfacher gestaltet werden. Dazu gehört, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen schneller Zugang zu wichtigen Behandlungen und Hilfsangeboten haben, ohne langwierig auf Überweisungen oder Genehmigungen warten zu müssen.
- Psychische Erkrankungen müssen stärker in das allgemeine Gesundheitssystem integriert werden. Das bedeutet, dass für alle Menschen der gleiche Zugang zu psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungen garantiert wird – ohne zusätzliche Stigmatisierung oder Verzögerung
Innerhalb der Grünen Jugend
- Innerhalb der Grünen Jugend Hamburg soll eine gewählte oder benannte Person dauerhaft für das Thema mentale Gesundheit zuständig sein. Diese Person steht vertraulich als Ansprechpartner*in zur Verfügung, arbeitet awarenessbasiert und entwickelt das Thema strukturell weiter.
- Die Grüne Jugend Hamburg verpflichtet sich zur Ausarbeitung und Umsetzung eines Verhaltenskodexes, der den Umgang miteinander regelt. Ziel ist ein achtsames, diskriminierungssensibles, verständnisvolles und empowerndes Miteinander – mit klaren Konsequenzen bei Fehlverhalten.
- Bei allen GJH-Veranstaltungen muss ein Awareness-Konzept verpflichtend gelten. Dazu gehören: Triggerwarnungen vor sensiblen Inhalten, klar kommunizierte Rückzugsräume, Awareness-Teams sowie ein transparenter Umgang mit diskriminierendem oder psychisch belastendem Verhalten.
- Die Organisation bietet kontinuierlich Workshops zu Themen wie psychische Gesundheit, Umgang mit Belastungen, Awareness-Arbeit, Erste Hilfe bei psychischen Krisen und Selbstfürsorge an. Diese Angebote sollen allen Mitgliedern offenstehen und möglichst niedrigschwellig sein.
- Innerhalb der GJH wird ein verbindliches SafeWord eingeführt, das jede Person nutzen kann, wenn ein Thema einen starken Triggerpunkt trifft oder eine Situation emotional zu belastend ist. Bei Nennung dieses SafeWords ist ohne Nachfrage oder Kommentar sofort das Thema zu wechseln bzw. das Gespräch zu beenden.
Die Grüne Jugend Hamburg sollte ein Angebot zur psychologischen Unterstützung für ihre Mitglieder schaffen. Insbesondere sollte es niedrigschwellige und vertrauliche Beratungsangebote für Mitglieder geben, die psychische Unterstützung benötigen. Hier könnte auch auf bestehende Ressourcen und Partnerschaften mit Fachstellen zurückgegriffen werden.
Veranstaltungen, Treffen und Aktionen der Grünen Jugend Hamburg müssen inklusiv und barrierearm gestaltet werden. Das schließt nicht nur körperliche Barrieren ein, sondern auch die Schaffung von mentaler Zugänglichkeit, wie z.B. Ruhepausen, die Möglichkeit zum Rückzug, möglichkeit Digital teilzunehmen und die Bereitstellung von barrierefreien Materialien (z. B. leicht verständliche Texte).
Die Grüne Jugend Hamburg sollte Diversität und Inklusion als zentrale Anliegen in ihre politische Programmatik aufnehmen. Dabei muss besonders der Bereich der psychischen Gesundheit und der Schutz vor Diskriminierung aufgrund von psychischen Erkrankungen, Behinderungen oder marginalisierten Identitäten gefördert werden.
Die Grüne Jugend Hamburg muss sicherstellen, dass alle internen Kommunikationsmittel, von Einladungen zu Veranstaltungen bis hin zu Protokollen, barrierearm zugänglich sind. Das umfasst leichte Sprache, digitale Barrierefreiheit und die Bereitstellung von alternativen Formaten für Menschen mit Behinderungen.